Atom statt Kohle? CDU streitet um AKW-Ausstieg

09.02.2010 von
Die Union streitet über die Äußerungen von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) zur Laufzeit von Atomkraftwerken. CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich sagte am Dienstag, die erneuerbaren Energien sollten nicht die Kernkraft ersetzen, sondern die Stromgewinnung durch Kohle. Der Energieexperte der Unions-Bundestagsfraktion, Joachim Pfeiffer (CDU), sagte, er wolle so lange wie möglich an der Kernkraft festhalten. Dagegen verteidigten der Umweltexperte der Unions-Bundestagsfraktion, Josef Göppel (CSU), und CDU-Vorstandsmitglied Friedbert Pflüger Röttgens Position. Röttgen hatte am Wochenende an die Union appelliert, sich möglichst bald von der Atomkraft zu verabschieden und auf erneuerbare Energien zu setzen.
 
Friedrich fordert anstelle eines Atomausstiegs einen schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung: "Um das Klima zu schützen, müsste man in erster Linie fossile Kraftwerke ersetzen", sagte er. Röttgens Pläne, mit erneuerbaren Energien vor allem Kernkraftwerke zu ersetzen, seien zweifelhaft. "Wir sind in der Koalition etwas irritiert, weil die Sorge besteht, dass Röttgens Einlassungen falsche Signale aussenden", sagte Friedrich. "Der Verdacht, dass wir nicht zu längeren Atomlaufzeiten stehen, muss ausgeräumt werden." Die von Röttgen vorgeschlagene maximale Laufzeit von 40 Jahren sei zudem eine willkürliche Zahl.
 
Pfeiffer sagte, die Kernkraft werde selbst in 40 Jahren nicht verzichtbar sein, wenn der Anteil erneuerbarer Energien 60 Prozent betragen könne. Er empfahl für Atomkraftwerke eine Betriebsdauer von 60 Jahren. Dies sei international üblich. Es ergebe keinen Sinn, jetzt Kernkraftwerke vom Netz zu nehmen, "die wir demnächst mit einem neuen Energiekonzept vielleicht wieder brauchen werden." Wegen des europäischen Binnenmarktes werde die Kernenergie in Deutschland mit Sicherheit auch die nächsten hundert Jahre eine Rolle spielen.
 
Dagegen sagte Göppel, die von Röttgen anvisierte Verlängerung der Laufzeiten um höchstens acht Jahre werde aus heutiger Sicht ausreichen, um die erneuerbaren Energien auszubauen. Außerdem solle der Staat die zusätzlichen Profite der Kraftwerksbetreiber aus der Laufzeitverlängerung von Atommeilern abschöpfen. "Wir brauchen diese Zusatzgewinne insbesondere für bessere Speichertechnologien und mehr Energieeffizienz", sagte der CSU-Abgeordnete. Die Atomindustrie müsse bei einer Laufzeitverlängerung Entgegenkommen zeigen.
 
 
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