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Amerikaner interessieren sich für europäische Windparks
Für Laura Smith Morton vom US-Energieministerium war die Fahrt auf die Ostsee zum neuen Windpark Baltic 1 eine echte Herausforderung. "Das war das Aufregendste, was ich je erlebt habe", sagt Morton mit triumphierendem Strahlen im Gesicht. Die Chefin des Programms für erneuerbare Energien hatte die Windenergieanlagen vor der Halbinsel Darß besichtigt und dafür mit der "Fintry Two" einen rund vierstündigen Ritt auf den windgepeitschten Wellen der Ostsee auf sich genommen. An solche Aufregungen wird sich Morton wohl gewöhnen müssen, denn auch in den USA sollen immer mehr Windparks vor der Küste entstehen.Auf dem internationalen Branchentreffen "Offshore Summit", das am Freitag in Rostock zu Ende ging, informierten sich rund 170 Vertreter von Wirtschaft und Politik aus Deutschland und den USA über die Zukunftsbranche Windenergie. Die Amerikaner hätten viel von Europa zu lernen, sagt Morton. Ein einziges Offshore-Windkraftprojekt sei bislang in den USA genehmigt. Doch allein an der Ostküste wollen 11 der 13 Anrainer-Bundesstaaten in das boomende Geschäft mit der Windkraft einsteigen, wie die Energieexpertin in Rostock berichtet.
"Wir wollen den Anteil der erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2012 verdoppeln und bis 2025 einen Anteil von 25 Prozent bei der Energieversorgung erreichen", sagt Morton. Den letzen Anstoß für dieses Ziel hatte Präsident Barack Obama nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko gegeben, als er sich dazu bekannte, dass die USA sich von der Abhängigkeit vom Öl befreien müsse. Wind statt Öl - ist das den konservativen Amerikanern, die in der Vergangenheit eher durch spritfressende Autos und Widerstand gegen Klimaziele auffielen, überhaupt zu vermitteln? "Es ist eine neue Technologie, und alles Neue braucht seine Zeit", sagt Morton.
Wie behutsam den Amerikanern das Thema nahegebracht wird, zeigt sich am ersten Windpark, der ausgerechnet vor der beliebten Urlaubshalbinsel Cape Cod im Atlantik entsteht. Damit die Erholungssuchenden ja nicht vom Anblick der Windräder gestört werden, wird er weit draußen auf See gebaut. "Wegen Bedenken der Sichtbarkeit und auch wegen des Vogelzugs werden die Windparks 4,5 bis 25 Meilen vor der Küste entstehen", sagt Maureen Bornholdt vom Büro für alternative Offshore-Energieprogramme im US-Innenministerium.
Ein weiterer Grund für die große Entfernung von der Küste ist, dass Kompetenzstreitigkeiten zwischen der Bundesregierung und den einzelnen Staaten vermieden werden sollen. Die Kompetenz der Bundesstaaten endet kurz vor ihrer Küste, weiter draußen kann die Bundesregierung selbstständigere Entscheidungen treffen. "Gerade beim Zusammenwirken der verschiedenen Behörden auf Bundes- und Landesebene wollen wir von Deutschland lernen", sagt Bornholdt. "Aber auch von Ihrer Technologie, von den Erfahrungen beim Errichten der Windräder, bei der Wartung und beim Errichten der Windräder, bei der Wartung und beim Betrieb."
Profitieren könnte davon die deutsche Windkraftindustrie, glaubt Andree Iffländer, Vorsitzender des Vereins Wind Energy Network Rostock, in dem 71 Unternehmen der Branche zusammengeschlossen sind. US-Firmen hätten großes Interesse an Kooperationen mit hiesigen Firmen, um deren Technologievorsprung zu nutzen. "Die Entwicklung in Europa ist etwa fünf Jahre weiter als in Nordamerika." Da das Wasser vor der US-Küste allgemein tiefer sei als in Nord- und Ostsee, seien die Amerikaner unter anderem an den schwimmenden Fundamenten für Windräder interessiert, wie sie von der Rostocker Firma Gicon entwickelt wurden.
Allerdings seien derzeit die deutschen Offshore-Firmen bereits auf dem heimischen Markt voll ausgelastet und hätten daher gar keine Kapazitäten, sich zusätzlich in Amerika zu engagieren. "Offshore-Anlagen werden bislang in sehr kleinen Serien gefertigt", sagt Iffländer. Weltweit sei aber bereits ein Industrialisierungsprozess eingeleitet worden. "In Asien schießen die Firmen nur so aus dem Boden, und auch in den USA werden weitere entstehen", ist Iffländer sicher. Daher sei es besonders wichtig für deutsche Unternehmen, sich jetzt Kooperationspartner zu sichern, um die Entwicklung nicht zu verpassen.
(ddp / Axel Büssem)
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