Krebsfälle um Atommülllager Asse sollen genauer geprüft werden
(BfS) sehen aber bislang keinen Zusammenhang der Erkrankungen mit dem Atommülllager.
Mit der Überprüfung der Erkrankungen will das Ministerium herausfinden, ob unter den Betroffenen auch Menschen sind, die in dem Atommülllager arbeiteten, wodurch eine Krebserkrankung eher erklärbar wäre. Die Überprüfung der Daten werde aber voraussichtlich sehr schwierig und langwierig sein, sagte die zuständige Mitarbeiterin des Sozialministeriums, Elke Bruns-Philipps. "Wir müssen davon ausgehen, dass es mehrere Monate dauern wird, bis wir nähere Erkenntnisse zu den Menschen haben", sagte sie. Grund sei, dass einige Meldungen aus datenschutzrechtlichen Gründen nur über den Arzt und den Patienten wieder aufgeschlüsselt werden könnten.
Nach Angaben des Ministeriums war die Rate der Leukämieerkrankungen in der Samtgemeinde Asse im Zeitraum von 2002 bis 2009 doppelt so hoch wie statistisch zu erwarten. Statt der zu erwartenden acht Fälle gab es insgesamt 18 Erkrankungen, darunter zwölf Männer und sechs Frauen. Die Erkrankungsrate für Schilddrüsenkrebs bei Frauen ist den Angaben zufolge im untersuchten Zeitraum sogar verdreifacht. Die Krebsfälle insgesamt sollen bei Männern und Frauen jedoch im Erwartungsbereich liegen.
Im Atommülllager Asse nahe Wolfenbüttel lagern seit 1978 rund 126.000 Fässer mit schwach und mittel radioaktivem Atommüll. Weil das Bergwerk einzustürzen und vollzulaufen droht, will das Bundesamt für Strahlenschutz die Abfälle wieder herausholen.
BfS sieht keinen Zusammenhang zu Asse
Dass die Asse ursächlich für den Anstieg der Krebserkrankungen ist, halten das BfS und das Sozialministerium derzeit nicht für belegt. Die Überwachungsmessungen über und unter Tage zeigten, "dass zum jetzigen Zeitpunkt von der Asse weder für die Beschäftigten noch für die Bevölkerung eine Gefahr ausgeht", erklärte das BfS am Freitag. Erst kürzlich hätten Auswertungen von Boden- und Ackerfrüchteproben ergeben, dass keine Gefahrensituation in der Umgebung der Asse vorliege. Dass Radioaktivität eine Ursache für eine Leukämieerkrankung sein kann, ist nach Angaben des Sozialministeriums "unbestritten". Es gebe aber auch andere Ursachen, sagte Bruns-Philipps.
Auch das niedersächsische Umweltministerium verwies in diesem Zusammenhang auf die Proben, die in der Umgebung der Asse seit 1960 genommen werden. Jedes Jahr werde etwa die Abluft, das Oberflächenwasser, das Grundwasser sowie der Boden in 650 Proben untersucht. Dabei sei bislang kein Eintrag von Radioaktivität in die Umgebung der Asse festgestellt worden, sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums.
(dapd / Julia Spurzem)