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Naturschützer und Anwohner kämpfen gegen Pumpspeicherwerk

05.01.2011 von
Untergriesbach
 
Die Familie von Christian Schmid ist kampferprobt. "Wir sind seit 40 Jahren einig im Widerstand", sagt der Pensionswirt aus dem kleinen niederbayerischen Dorf Riedl bei Untergriesbach (siehe Foto). Dort will die deutsch-österreichische Donaukraftwerk Jochenstein AG (DKJ) ein Pumpspeicherwerk errichten. Seit Jahrzehnten gibt es die Idee für ein solches Kraftwerk, jetzt werden die Pläne konkret: 2018 soll die nach Unternehmensangaben 350 Millionen Euro teure Anlage in Betrieb gehen.
 
Christian Schmid will das verhindern. "Wenn die das Pumpwerk bauen wollen, müssen sie mich erst enteignen", erklärt der 47-Jährige. Ihm gehören Grundstücke, die für den Aushub eines 24 Hektar großen Speichersees nötig wären. Dieser See soll auf einem Plateau, 350 Meter oberhalb des Donautals entstehen. Unterstützt wird Schmid in seinem Widerstand vom Bund Naturschutz in Bayern (BN), dessen Experten das Pumpwerk "aus energiepolitischen und naturschutzfachlichen Gründen" für nicht genehmigungsfähig halten.
 
Und so würde der Stromspeicher funktionieren: In den über vier Millionen Liter fassenden Speichersee soll nachts Donauwasser gepumpt werden. Tagsüber, wenn der Stromverbrauch steigt, wird ein Teil des Sees abgelassen. Das Wasser stürzt in die Tiefe und treibt zwei unterirdisch installierte Turbinen mit zusammen 300 Megawatt Leistung an. Der Wirkungsgrad des Pumpspeicherwerks Riedl liegt laut Projektbetreiber bei 80 Prozent.
 
Die DKJ, ein Gemeinschaftsunternehmen des größten österreichischen Energieversorgers "Verbund" sowie der Rhein-Main-Donau AG und der E.on Wasserkraft, betreibt bereits seit 1952 in Jochenstein ein Wasserkraftwerk. Das nun geplante zusätzliche Pumpwerk bezeichnet die DKJ als "Beitrag zur CO2-Reduktion und zur nachhaltigen Energiezukunft". Die Anlage solle nämlich insbesondere zur Speicherung von regenerativer Energie aus Photovoltaikanlagen genutzt werden.
 
Christian Schmid hingegen nennt dasselbe Vorhaben einen "unwiederbringlich brutalen Eingriff" in seine Heimat. Er sieht auch die wirtschaftliche Existenz seines Pensionsbetriebes in Gefahr. Rund 500 Einwohner zählen die drei Ortschaften Riedl, Gottsdorf und Jochenstein, die von dem Bau des Pumpwerks betroffen wären. Der Großteil von ihnen hat sich in der von Schmid geführten Interessengemeinschaft "RiGoJo" (benannt nach den Anfangsbuchstaben der drei Dörfer) zusammengeschlossen.
 
Beim Bund Naturschutz kritisiert man nicht nur die baulichen Eingriffe im ökologisch sensiblen Donautal. Der Energie-Experte des BN, Herbert Barthel, warnt auch vor negativen Folgen für das Leben im Fluss. Den Planungen zufolge werden pro Sekunde bis zu 80 Kubikmeter Wasser aus der Donau in den Speichersee gepumpt. "Das sind im Sommer bis zu 20 Prozent des gesamten Donauwassers", rechnet Barthel im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd vor.
 
Zusätzlich zweifelt der BN-Experte die Zusagen der Betreiber an, sie wollten in Riedl vor allem regenerativ gewonnene Energie speichern. Er verdächtigt die DKJ, sie würde mittels der Anlage in Wirklichkeit "Gewinnoptimierung für Strom aus Atom- oder Kohlekraftwerke betreiben". DKJ-Sprecherin Eveline Fitzinger weist solche Bedenken der Umweltschützer scharf zurück: "Wir bauen das Speicherwerk ja nicht zur Gaudi." Man investiere viel Geld in ökologische Ausgleichsmaßnahmen und bemühe sich, alle Auflagen der Genehmigungsbehörde zu erfüllen, sagt sie. Zugleich betont die Sprecherin, durch das Abpumpen des Wassers werde sich der Donaupegel maximal um zehn Zentimeter senken. "Das ist nicht viel", sagt Fitzinger.
 
Dass die Energiewirtschaft beim Thema Energiespeicherung generell vor einem Problem steht, räumt die Unternehmenssprecherin jedoch ein. Hier stecke die Entwicklung noch in den Kinderschuhen. Bei allen bekannten technischen Schwächen gelte deshalb: "Es gibt heute noch keinen besseren Energiespeicher als Wasser." Die Regierung von Niederbayern hat Mitte November das Raumordnungsverfahren für das Millionenprojekt eingeleitet. Bis Mai dieses Jahres soll das Verfahren abgeschlossen sein. Die DKJ will
2014 mit dem Bau beginnen.
(Uli Scherr / dapd)

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