Zehntausende protestieren bei Mahnwachen gegen Atomkraft
In Göttingen bezeichnete der Chemie-Professor Rolf Bertram die Behauptung der Stromkonzerne, ohne den Einsatz von Kernkraftwerken könne es in der Bundesrepublik zu Versorgungsengpässen kommen, als Lüge. Auch wenn alle Atommeiler sofort abgeschaltet würden, gehe kein einziges Licht aus, sagte er.
Bei einer Kundgebung in Wolfenbüttel erinnerten Teilnehmer daran, dass auf den Tag genau vor 44 Jahren die ersten Atommüllfässer in das Salzbergwerk Asse eingelagert wurden. Die Grube ist einsturzgefährdet und droht, voll Wasser zu laufen. Der Betreiber der Asse, das Bundesamt für Strahlenschutz, will die Abfälle deshalb wieder aus den Kammern herausholen.
Die Mahnwachen und Demonstrationen sollen nach Angaben von Bürgerinitiativen auch in den kommenden Wochen weitergehen. "Wir trauen den Ankündigungen aus der schwarz-gelben Regierungskoalition erstmal nicht", sagte "Ausgestrahlt"-Sprecher Stefan Diefenbach-Trommer. Dieselben Politiker, die vor einem halben Jahr die Laufzeit der Atomkraftwerke verlängert und alle Hinweise auf die Unsicherheit der Atomenergie als ideologisch abgewertet hätten, behaupteten nun, einen schnellstmöglichen Ausstieg zu wollen. "Wir werden die Regierenden an ihren Taten messen und mit unserem Protest darauf dringen, dass alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden", sagte Diefenbach-Trommer.