Je weiter sich die Meinungsforscher thematisch weg von den eigentlichen Kraftwerken hin ins Unkonkrete begeben, desto höher ist die AKW-Zustimmung. Ein ganz typisches Beispiel ist die Frage nach der Verzögerung des Ausstiegs. Bei dieser Frage schwingt mit, dass vom eigentlichen Atomausstieg nicht abgewichen wird, er lediglich etwas weiter nach hinten verschoben wird. Diese Frage wird gerne bei explodierenden Strompreisen wie im Sommer 2008 gestellt. Atomkraft-Befürworter verbanden mit der "Verschiebung" die Aussicht auf vermeintlich geringere Strompreise dank AKW-Strom. Und schon ergab sich dieses Bild:
Immer wieder beliebt bei Meinungsforschunger sind auch "Was wäre wenn"-Fragen. Es wird so getan, als ob ein vermeintlich wichtiges Problem gelöst wäre und dann erneut gefragt. Im folgenden Beispiel ist es die Endlagerung des Atommülls über Jahrtausende. Das ist tatsächlich ein riesiges, ungelöstes Problem. Allerdings: Es ist ein seit Jahrzehnten ungelöstes Problem. Die Bedeutung des Themas in der Öffentlichkeit lässt sich in keiner Form mit den wütenden Protesten der Anti-AKW-Bewegung in den 80er Jahren vergleichen. Trotzdem macht diese Frage aus einem Volk von AKW-Gegnern plötzlich eines von Befürwortern:
Was bedeuten diese Zahlen nun für die Wahlkampfmanager, abgesehen von persönlichen Überzeugungen? Dafür oder dagegen? Die Antwort kann nur nach dem Radio-Eriwan-Prinzip gegeben werden: "Im Prinzip ja".
Klar ist:
- Die Frage nach AKW spaltet die Bundesdeutschen tief. Das bedeutet: Je mehr Wählerstimmen eine Partei wahrscheinlich erringen kann, desto höher ist für sie das Risiko, ihre Wählerschaft zu verprellen. Das dürfte heute vor allem die CDU/CSU betreffen.
- Umgekehrt: Eine klar negative Position in der AKW-Frage hilft kleinen Parteien, ein deutliches Profil zu gewinnen. Vor allem in Zeiten wie diesen, wo sich jede Partei einen grünen Anstrich geben möchte und sich der Umweltschutz parteiübergreifend in den Köpfen der Deutschen festgesetzt hat, ist dies eine klare Chance. Vor allem die Grünen, denen über die Jahre so viele ihrer Kernthemen abhanden gekommen sind, warten nur auf einen Anti-AKW-Wahlkampf.
- Es darf nichts passieren: Ein schwerer Störfall kurz vor dem Urnengang birgt für AKW-Befürworter ein hohes Risiko. Die Stimmung kann extrem schnell kippen.
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