Kirchendächer: Solar vs. Denkmalsschutz
Auf Kirchendächern in Mitteldeutschland sollen in den kommenden Jahren zunehmend Photovoltaikanlagen errichtet werden. 30 Gemeinden aus Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und Teilen Brandenburgs zeigen nach Angaben des Umweltbeauftragten der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Hans-Joachim Döring, Interesse für solche Projekte. Derartige Pläne seien in der Vergangenheit jedoch vielfach am Veto des Denkmalschutzes gescheitert. Sachsen-Anhalts Landeskonservatorin Ulrike Wendland will, dass das Erscheinungsbild gerade der Kirchen aus dem Mittelalter nicht beeinträchtigt wird.
"Der technische Fortschritt dürfe nicht aufgehalten werden", forderte Döring. Er diene in diesem Fall auch dem Klimaschutz und damit der Bewahrung der Schöpfung. Von den Denkmalschutzbehörden forderte er mehr Verständnis und Toleranz. Döring sieht den Konflikt in der großen Zahl denkmalgeschützter Gotteshäuser. Mindestens 90 Prozent der rund 3.000 Kirchgebäude der Landeskirche stünden unter Denkmalschutz. Das mache eine Einigung mit den Kritikern besonders schwer, sagte der Umweltbeauftragte. Nach Schätzungen gibt es derzeit etwa ein halbes Dutzend Solaranlagen auf Kirchendächern.
Landeskonservatorin Wendland spricht von einem großen kulturellen Schatz, den Mitteldeutschland mit seinen Kirchen habe. Dieser müsse bewahrt werden, forderte sie. Solaranlagen griffen meist stark in das Äußere der Gotteshäuser ein und ließen sich nur selten "verstecken". In den zurückliegenden Jahren seien in Sachsen-Anhalt unter diesen Gesichtspunkten etwa zehn Anträge für Photovoltaikanlagen auf Kirchdächern abgelehnt worden. Lösungen fänden sich jedoch oft einfacher für benachbarte Gebäude.
Zusätzlich wies Wendland auf andere Risiken durch Sonnenpaneele hin. "Bislang wird die Brandgefahr unterschätzt", sagte sie. Feuerwehren befürchteten bei einem Feuer, dass die Elektroanlage weiter funktioniere. Löschen sei dann kaum möglich. Zudem gebe es zu wenig Erfahrungen über statische Einflüsse zusätzlicher Lasten auf große Kirchdächer und die Gefahren durch Stürme und Windböen.
Die ersten Sonnenkollektoren in der EKM erhielt 1992 der Magdeburger Dom. Sie waren ein Geschenk des Solarenergievereins Aachen. Auf dem Dach des Kreuzgangs angebracht, störten sie mit ihren rund zehn Quadratmetern das Bild der Kathedrale nicht, erklärte Domprediger Giselher Quast. Sie seien bis heute ein Zeichen dafür, dass "wir als Kirche für solche Energieformen offen sind".
Frust gibt es dagegen an der Martinikirche im Norden Erfurts. Gerhard Wien, Mitglied des Gemeindekirchenrates, kritisierte die Ablehnung einer Solaranlage auf dem Gotteshaus durch die Denkmalpflege 2008. Das Evangelische Kirchspiel Martini-Luther entschloss sich daher, das 30.000 Euro teure Projekt auf dem Gemeindezentrum zu verwirklichen. Über 3.000 Euro kamen damit 2009 für Energieeinspeisungen zusammen. An der Erneuerung des Kirchendaches und dessen Widmung für die Energieerzeugung halte man weiter fest, bekräftigte Wien.
Für Ideen zur Einbeziehung von Photovoltaikanlagen in die Projektierung durch Architekten wirbt Siegrun Höhne, EKM-Beauftragte für Umweltmanagement. Sie ist sich sicher, ästhetische Lösungen ließen sich finden. Das könne den Prozess der Schaffung von "Sonnenkirchen" in Mitteldeutschland beschleunigen.
(ddp / Klaus-Peter Voigt)
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