So entstehen Gaspreise
Gaspreise sind auch in Deutschland Marktpreise. Allerdings anders als die Strompreise, denn noch wird nur ein geringer Teil des Gases in Deutschland über Börsen gehandelt. Doch es mehren sich die Zeichen, dass erste Versorger auch Dumpingpreise hinnehmen, um Kunden an sich zu binden.
Wie setzt sich der Gaspreis für den Endkunden in Deutschland zusammen? Das ist nicht wirklich bekannt, da sich die Gasversorger nur sehr ungern in die Karten schauen lassen. Die Bundesnetzagentur gibt offiziell diese Zahlen heraus. Der größte Block sind dabei die Beschaffungskosten, also der Import des Erdgases und der Transport bis ins eigene Gasnetz. Dazu später mehr.
Der zweitgrößte Block im Gaspreis sind die Steuern und Abgaben. Und da hat sich der Gesetzgeber einiges einfallen lassen. Die Erdgassteuer beträgt schon 0,55 ct/kWh, wenn das Gas zum Beheizen genutzt wird. In der Erdgassteuer stecken wegen der Koppelung des Ölpreises an den Gaspreis erstens die Mineralölsteuer, aber auch die Ökosteuer. Hinzu kommt die Konzessionsabgabe. Gasleitungen werden auf öffentlichem Grund gebaut, hierfür verlangen die betroffenen Gemeinden und Kommunen die Konzessionsabgabe als eine Art Wegesteuer (0,030 ct/kWh). Auf den Endpreis des Gases kommt noch die Mehrwertsteuer von derzeit 19%.
Sie bezahlen über den Gaspreis aber auch die Verteilung des Gases von der Landesgrenze bis zu Ihrer Immobilie. Das nennt sich Netznutzungsgebühr und macht ungefähr 20% des Endpreises aus. Darin enthalten sind auch alle Kosten für den weiteren Ausbau des Gasnetzes sowie dessen Wartung.
Darüber hinaus entstehen weitere Kosten für den Endkunden. Für Beratung, Verwaltung der Kunden, den Gaszähler sowie das Schreiben der Rechnung kommt noch einmal rund 5 Prozent oben drauf.
Die Beschaffungskosten sind mit wahrscheinlich über 50% der Kosten der größte Faktor. Und dazu der Einzige, auf die der Versorger Einfluss hat, denn alle anderen Kosten sind für jeden Anbieter in der Region gleich oder nicht wirklich entscheidend. Die Höhe des Kaufpreises für Erdgas beispielsweise bei der russischen Gazprom hängt natürlich unter anderem vom Geschick der kaufenden Firma ab. Aber die grundsätzliche Richtung des Gaspreises ist seit langem Festgelegt – mit der Koppelung des Gaspreises an den Ölpreis. Dieser Vorgang wird auch „Preisgleitung“ oder "Ölpreiskoppelung" genannt.
Dabei passiert Folgendes: Die Koppelung beider Preise bewirkt, dass beide Energiearten in den Kosten für Heizen mit Gas oder Heizöl ungefähr ähnlich hoch sind. Dazu schauen sich die beteiligten Firmen die Ölpreisnotierung des Statistischen Bundesamtes an. Meist wird der Preis dabei „geglättet“, also einzelne Preissteigerungen oder –senkungen an wenigen Tagen herausgerechnet. Die Basis für diesen Durchschnittspreis ist ein vorher festgelegter Referenzzeitraum, oft sechs Monate. Jetzt kommt noch ein Zeitraum hinzu, für den der neue Gaspreis gelten wird. Ein Beispiel: Bei einer 6-1-3 Preisgleitung steht die „6“ für den Referenzzeitraum von sechs Monaten, die „1“ für die zeitliche Verspätung der Preisanpassung und die „3“ für die Dauer der Preisgültigkeit. Der neue Preis besteht also aus der durchschnittlichen Erhöhung (oder Senkung) des Preises, wird mit einem Monat Verspätung angeglichen und gilt für drei Monate.
Welcher Preis letztendlich dem Verbraucher berechnet wird, hängt aber zusätzlich vom Markt ab. Und hier gelten die ganz normalen Spielregeln wie für jedes andere Produkt auch. Sonderaktionen, Boni oder intensive Werbung müssen jetzt auch die früher eher zurückhaltenden Stadtwerke betreiben, wollen sie nicht ihre Kunden an neue Anbieter verlieren.
Dieser ganze Kostenblock kommt auf den Import-Preis noch hinzu. Der Grenzübergangspreis, zu dem das Gas an der deutschen Grenze eintrifft, liegt bei ungefähr 2,55 ct/kWh (Stand: August 2008). Zusätzlich zur monatlichen Grundgebühr von 9,52 Euro berechnet beispielsweise E.ON Hanse im Tarif KlassikGas einen Arbeitspreis von bis zu 7,307 ct/kWh.