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500 Jahre altes Wasserkraftwerk soll wieder Strom produzieren

10.08.2009 von
Regen ist das Erdöl von gestern. Zumindest im Harz: Dort entstand ab dem 15. Jahrhundert eine Art der Wasserenergienutzung, die weltweit wohl einmalig sein dürfte. Momentan bemüht sich die Region um den Weltkulturerbestatus für das "Oberharzer Wasserregal". Doch seitdem die Anlagen vor 30 Jahren außer Betrieb genommen wurden, hat sich ihr Zustand deutlich verschlechtert. Zu diesem Ergebnis kommt ein Experte der Universität Bonn in einer jüngst veröffentlichten Studie. Er schlägt vor, das ausgeklügelte System aus Gräben und Auffangbecken zu reaktivieren. Einige Millionen Euro jährlich könnte der so gewonnene Strom seinen Berechnungen zufolge einbringen.

Der Regen, der über dem Brocken niedergeht, war früher zwar kein Gold, aber doch immerhin Silber wert. Schon im Mittelalter bauten die Menschen im Harz das dort reichlich vorhandene Edelmetall ab. Dabei stießen sie recht schnell auf ein Problem, das auch heutige Bergleute noch beschäftigt: Die Trockenhaltung der Grubenbauten.
 
Ursache ist das so genannte Kluftwasser, das aus dem umgebenden Gestein in die Stollen strömt - je tiefer, desto mehr. Die Harzer Bergleute trieben den Teufel schließlich mit dem Beelzebub aus: Sie nutzten das Regenwasser zum Antrieb von Pumpen, mit denen sie dann ihre Gruben entwässerten. Um Clausthal und Zellerfeld setzte man also schon vor mehr als 500 Jahren auf regenerative Energie.
 
Und das ziemlich effizient: "Drei Viertel aller Regentropfen, die über der wasserwirtschaftlich genutzten Fläche des Harzes herabfielen, wurden zur Trockenlegung der Stollen und zum Betrieb der Bergwerke verwandt", betont Peter Welke. Der Lehrbeauftragte der Universität Bonn beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dieser weltweit wohl einmaligen Nutzung der Wasserkraft. Leider ist das ausgeklügelte System aus Gräben und Auffangbecken heute jedoch in einem schlechten Zustand. Das ist besonders schade, weil sich die Region momentan um den Weltkulturerbestatus für das "Oberharzer Wasserregal" bemüht.
 
Zusammen mit seinen Studenten führt Welke regelmäßig Geländepraktika in der ehemaligen Bergbau-Region durch. Dabei konnte er zahlreiche Schäden dokumentieren, die er inzwischen in einer 50-seitigen Publikation in der Zeitschrift Siedlungsforschung (Band 25) festgehalten hat. Dennoch sei es sehr wohl möglich, die Anlage wieder betriebsfähig zu machen, meint er. Der gelernte Physiker und Absolvent der früheren Bergakademie Clausthal hat sogar ausgerechnet, wie viel Strom das uralte Wasserkraftwerk liefern könnte: "Bei den augenblicklichen Preisen ließen sich damit Erlöse von mehreren Millionen Euro jährlich erzielen. Das ist mehr als genug, um die Instandhaltung zu finanzieren."
 
Auch Professor Dr. Winfried Schenk vom Geographischen Institut der Universität Bonn plädiert dafür, das einmalige Kulturdenkmal wieder herzurichten: "Warum sollte eine Anlage, die 500 Jahre lang zur Energieerzeugung eingesetzt wurde, das nicht auch heute wieder tun?" Den Verfall, den Welke im Laufe seiner Forschungsarbeiten dokumentiert habe, hält Schenk für erschreckend - gerade auch angesichts der großen kulturgeschichtlichen Bedeutung des Oberharzer Wasserregals.

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