Mehrere Tausend schließen Menschenkette gegen Atomkraft
Mehrere Zehntausend Menschen haben am Samstag in Baden-Württemberg für einen Ausstieg aus der Atomenergie demonstriert. Sie bildeten zwischen dem Atomkraftwerk Neckarwestheim und Stuttgart eine 45 Kilometer lange Menschenkette.
Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich etwa 60.000 Menschen an der Aktion. Erwartet worden waren rund 40.000.
Allein rund um das Schloss in Ludwigsburg demonstrierten mindestens 10.000 Atomkraftgegner unter anderem mit Sprechchören und Trommeln lautstark gegen die im Herbst beschlossene Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke. Heftig diskutiert wurden auch die aktuellen Ereignisse in Japan, wo es nach dem Erdbeben und einem Tsunami am Freitag zu einer Kernschmelze im Reaktor Fukushima gekommen sein soll. Dort droht eine atomare Katastrophe.
Die Spitzenkandidaten von SPD und Grünen, Nils Schmid und Winfried Kretschmann, kündigten bei der Anti-Atom-Menschenkette an, sie wollten in einer gemeinsamen Landesregierung die Laufzeitverlängerung zu Fall zu bringen und das AKW Neckarwestheim I schnellstmöglich abschalten. Der Reaktor Neckarwestheim I weise erhebliche Sicherheitsmängel auf und habe "bereits über 400 Störfälle auf dem Buckel".
Anstatt die Bürger noch länger den Risiken der Atomkraft auszusetzen und neuen Atommüll anzuhäufen, werde man "eine echte Energiewende im Land einleiten", erklärten Schmid und Kretschmann. "Um den von CDU und FDP durchgepeitschten Ausstieg aus dem Atomausstieg zu stoppen, wird eine grün-rote Landesregierung sich der Klage anderer Bundesländer gegen die Laufzeitverlängerung anschließen", betonten die beiden Spitzenpolitiker von SPD und Grünen. Sie gaben sich überzeugt, dass die unter Umgehung des Bundesrats vorgenommene Laufzeitverlängerung verfassungswidrig ist.
BUND hofft auf ein Umdenken bei der Landesregierung
Der Geschäftsführer des Landesverbands BUND, Berthold Frieß, sagte der Nachrichtenagentur dapd in Neckarwestheim, die Ereignisse um den japanischen Atomreaktor zeigten, wie riskant der Einsatz dieser Energietechnologie sei. "Wir sind mit unseren Gedanken bei den Opfern in Japan und hoffen, dass diese furchtbaren Ereignisse auch bei der Landesregierung für ein Umdenken sorgen", sagte Frieß.
Ähnlich äußerte sich der evangelische Pfarrer Ulrich Koring, der wie Frieß zu den Organisatoren der Menschenkette gehört. "Wir können nicht nach Japan schauen und gleichzeitig die bestehenden Defizite deutscher Atomkraftwerke ignorieren", sagte der 59-Jährige.
Auch wenn es in Deutschland aller Wahrscheinlichkeit nicht zu so starken Erdbeben wie in Japan kommen könne; das Risiko von Flugzeugabstürzen und Terroranschlägen sei dennoch ebenso realistisch.













