Das Schicksal Fukushimas ist in Japan noch ein Tabu

Zwei Monate nach den Reaktorhavarien von Fukushima ist die Frage nach der Zukunft der Region in Japan "eine Art Tabu". Der an der Sophia-Universität (Tokio) lehrende Professor für Geschichte, Sven Saaler, sagte der Nachrichtenagentur dapd: "Wenn Zeitungen auch nur vorsichtig thematisieren, dass dort vielleicht für Jahrzehnte niemand mehr leben kann, gibt es sofort heftige Reaktionen der betroffenen Menschen." Darum komme beispielsweise die Frage nach der Bewohnbarkeit der Region um Fukushima bisher nur relativ selten in den Medien vor.
Nach Saalers Einschätzung haben die dramatischen Ereignisse durchaus gesellschaftliche Veränderungen ausgelöst. Die Auswirkungen der Katastrophe seien weiter ein großes Thema, "das jeden Tag in den Nachrichten vorkommt". Vor den Unfällen, so Saaler, hatten die meisten Japaner die Sicherheit von Atomkraft werken praktisch nicht infrage gestellt. Das habe sich inzwischen verändert. Es werde jetzt zunehmend über alternative Energien diskutiert. Eine "gewisse Aufbruchstimmung" hat Saaler wahrgenommen, aber sie "hat noch nicht besonders viel Dynamik entwickelt."
Einige Sorgen machen sich die Menschen in Japan, so Saaler, derzeit über mögliche Engpässe bei der Stromversorgung im Sommer. Durch den Ausfall mehrerer Atomanlagen sei das Angebot an Strom gesunken, gleichzeitig aber wachse mit zunehmenden Temperaturen die Nachfrage. Auch die damit verbundenen Probleme würden dazu beitragen, dass es in Japan weiter ein sehr ausgeprägtes Krisenbewusstsein gebe.













