Deutsche Techniker sehen eklatantes Behördenversagen in Fukushima

Die durch einen Tsunami ausgelöste Havarie des japanischen Atomreaktors Fukushima ist nach Einschätzung deutscher Kerntechniker fast ausschließlich auf eklatante Versäumnisse japanischer Aufsichtsbehörden zurückzuführen. Das ist das Ergebnis einer bislang unveröffentlichten Studie des Technischen Verbandes der Kraftwerksbetreiber, VGB PowerTech, wie die Welt am Sonntag berichtet. Die Untersuchung mit dem Titel "Unterschiede im gestaffelten Sicherheitskonzept: Vergleich Fukushima Daiichi mit deutschen Anlagen" soll auf der "Kerntechnischen Jahrestagung" der deutschen Atomindustrie am Dienstag in Berlin vorgestellt werden.
Ludger Mohrbach, Leiter des Bereichs Kernkraftwerke beim VGB PowerTech in Essen, habe für seine Studie historische Tsunami-Daten ausgewertet. Danach habe es in den vergangenen gut 500 Jahren vor Japan 14 Tsunamis mit Wellenhöhen über zehn Meter gegeben, im Durchschnitt also alle 36 Jahre einer. Japanische Atomkraftwerke seien jedoch nur für maximal zehn Meter hohe Wellen ausgelegt. Auch der Tsunamischutz von Fukushima beschränkte sich auf diese Wellenhöhe. Nach statistischer Wahrscheinlichkeit drohe damit alle 30 bis 35 Jahre die durch einen Tsunami ausgelöste Havarie eines japanischen Atomkraftwerks an der Küste.
Den Grund für die fahrlässige Vernachlässigung des Küstenschutzes bei japanischen AKW sieht Mohrbach im Schlendrian der Behörden: Weil die ältesten Atomkraftwerke Japans, zu denen auch Fukushima gehört, von US-Herstellern stammen, sei von den japanischen Auftraggebern auch die in den USA übliche Sicherheitsauslegung gegen Meereswellen quasi mit importiert worden. Doch die fiel denkbar schwach aus: "Weil es in den USA keine Tsunamis gibt", sagt Mohrbach. "Am Ende ist es so trivial."













