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Kanzlerin besucht Null-CO2-Stadt Masdar City
Dirham statt Euro, Wirtschaftskrise überwunden und Griechenland ganz weit weg: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) durfte sich am Dienstag in den Vereinigten Arabischen Emiraten endlich nicht mehr als Krisenmanagerin sondern mal wieder als Klimakanzlerin fühlen. In der arabischen Wüste besuchte sie die Öko-Modellstadt Masdar City und zeigte sich tief beeindruckt.30 Kilometer vor Abu Dhabi, neben dem Flughafen, lassen die Herrscher des Emirats seit vier Jahren von Stararchitekt Sir Norman Foster ein Prestigeprojekt in den Wüstensand bauen. Mit aller Kraft setzt das Emirat, dessen Ölvorkommen in ein paar Jahrzehnten zur Neige gehen, auf Sonnenenergie und Erdwärme. Masdar City soll die erste CO2-freie Stadt der Welt werden und künftig der Sitz der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) sein.
Irena-Chefin Hélène Pelosse rief Merkel bei der Begrüßung zu: "Ich brauche weiter ihre Unterstützung". Die Agentur wurde 2009 in Bonn gegründet und hat inzwischen über 140 Mitgliedsländer. Hart kämpfte Abu Dhabi damals darum, den Sitz der Organisation zu erhalten. Doch Pelosse erinnerte die Kanzlerin eindringlich: "Irena ist auch ihr Baby". Und Merkel versprach Unterstützung. "Wir werden auch Werbung machen in Deutschland für Masdar City." Schließlich lässt sich bei dem Öko-Projekt in der arabischen Wüste das Engagement gegen den Klimawandel trefflich mit guten Geschäften in Krisenzeiten verbinden. Deutschland sei "stolz darauf", in Masdar City "an vorderster Stelle" mitzuarbeiten, sagte die Kanzlerin. Siemens, Bayer, BASF und Bosch, das Fraunhofer-Institut und deutsche Solarfilmen sind unter anderen an dem Projekt beteiligt.
Dann ließ sich Merkel Masdar City zeigen. Aus finanziellen Gründen wurden die hochfliegenden Pläne zuletzt zeitlich gestreckt und etwas gestutzt. In der Öko-Stadt sollen nun ab dem Jahr 2020 etwa 50.000 Menschen leben, fünf Jahre später als bislang geplant. Die Kosten wurden bisher mit 17,5 Milliarden Euro veranschlagt. Schließlich weihte die Kanzlerin ein paar Kilometer weiter die erste Erdgastankstelle auf der arabischen Halbinsel ein. Merkel sprach von einer "strategischen Investition in die Zukunft". Bald sollen Tausende Taxen und Busse in Abu Dhabi mit Erdgas fahren.
Die Golfstaaten haben die Wirtschaftskrise auf den ersten Blick schneller hinter sich gelassen als etwa die europäischen Länder. Die Nacht zum Dienstag hatte die Delegation der Kanzlerin im 5-Sterne-Luxushotel Emirates Palace verbracht. In der gigantischen Nobelherberge kann jeder Betuchte, den plötzliche Inflationsangst befällt, Goldbarren aus einem Automaten ziehen. Ein Gramm kosten 175 Dirham, umgerechnet knapp 38 Euro.
Die Golfstaaten seien "eine der dynamischsten Regionen" der Welt, lobte Merkel die Gastgeber. Deutschland wolle weiter der wichtigste Handelspartner der Vereinigten Arabischen Emirate in Europa bleiben. Und es werde auf der arabischen Halbinsel auch den Wettbewerb mit China und Südkorea bestehen, zeigte sich Merkel überzeugt. Der Euro könne im Übrigen auch für die Golfstaaten ein Vorbild für eine gemeinsame Währung bleiben.
Die Kanzlerin wollte am Nachmittag ihre viertägige Golf-Tour mit einem Besuch in Saudi-Arabien fortsetzen. Auf dem Programm Merkels stand in Dschidda auch ein Besuch der King Abdullah University of Science and Technology, kurz Kaust. Dort werden Frauen und Männer gemeinsam ausgebildet, ein Novum für das islamische Land.
(ddp / Nikolaus Sedelmeier)
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