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Das funktioniert: Strom aus Stroh
Die Vision, aus Stroh Gold zu machen, gehört ganz sicher ins Reich der Märchen. Dass das landwirtschaftliche Nebenprodukt Stroh jedoch zu weit mehr taugt als nur als Einstreu für Viehställe oder Bodenverbesserer für Ackerflächen, davon sind die Planer des Bioenergiekraftwerks Emsland (BEKW) überzeugt.
Und wie sie auch das Bundesumweltministerium. Es fördert mit fünf Millionen Euro ein Pilotprojekt, das im emsländischen Emlichheim (siehe Projektskizze) schon von 2012 an Strom und Wärme aus Stroh liefern soll.

"Nach Frankreich verfügt Deutschland über das größte Strohpotenzial innerhalb der EU", sagt BEKW-Projektleiter Rainer Knieper. Bei einer Ernte von durchschnittlich 42 Millionen Tonnen Getreide fielen in Deutschland jährlich rund 37 Millionen Tonnen Stroh an. "Bei einer Nutzung von etwa einem Fünftel dieser Gesamtmenge ergibt das ein jährliches Strohpotenzial von etwa zehn Millionen Tonnen für die energetische Nutzung." Lege man einen durchschnittlichen Heizwert von vier Kilowattstunden je Kilogramm bei 15 Prozent Feuchte an, könnten damit etwa 130 dezentrale Heizkraftwerke vom Typ Emlichheim betrieben werden, sagt Knieper. Damit ließen sich rund eine Million Haushalte mit elektrischer Energie und zwei Millionen Haushalte mit Wärmeenergie versorgen.
Die vom Bundesumweltministerium als innovativ gelobte Technologie nutzt ausschließlich Stroh, das bislang als Nebenprodukt der Landwirtschaft keine energetische Verwendung fand. Die Nutzung von Stroh zur Stromgewinnung eröffne "interessante Zukunftsperspektiven", sagt Knieper. Das Vorhaben decke sich auch mit Plänen der Bundesregierung, die besonderen Wert auf die energetische Nutzung von Reststoffen lege.
Das geplante Kraftwerk arbeitet nach Angaben der Experten nach dem sogenannten Rankine-Prinzip. Dabei wird Dampf erzeugt, der eine Turbine zur Stromerzugung antreibt. Die angelieferten Strohballen werden durch eine spezielle Technik aufgerissen. Das lose Stroh verbrennt im Feuerraum auf einem speziellen wassergekühlten Vibrationsrost. Die Asche wird über eine Nassentaschung aus dem Kessel geführt, die Rauchgase werden zur Emissionssenkung gereinigt. Der Strohbedarf des Kraftwerks liegt bei etwa 12,5 Tonnen pro Stunde.
Das Konzept des Strohkraftwerks ist aus Sicht des Naturschutzbunds Deutschland (NABU) ein "positiver Beitrag zum angestrebten Energiemix". Ein solches Kraftwerk biete die Möglichkeit, das Angebot an Bioenergie weiter zu diversifizieren und so eine breitere Akzeptanz in der Bevölkerung für den Energiemix zu schaffen, sagt der stellvertretende NABU-Landesvorsitzende Uwe Baumert. Nicht selten läuft die Bioenergienutzung Gefahr, von der Bevölkerung abgelehnt zu werden, wenn sie wie im Fall der Biogasproduktion mit einer zu einseitigen Festlegung auf nur einen Energieträger wie Mais verbunden ist.
Die Politik sieht vor allem den Effekt des Pilotprojekts für die Region. "Mit dem geplanten Bioenergiekraftwerk stellen das Emsland und die Grafschaft Bentheim erneut unter Beweis, dass sie beim Thema moderne Energiegewinnung in der ersten Liga mitspielen", sagt der emsländische CDU-Bundestagsabgeordnete Hermann Kues. Das Bioenergiekraftwerk Emsland sei ein Stück Innovation, deswegen werde es vom Bundesumweltministerium gefördert.
Schon im nächsten Monat soll mit dem Bau des Kraftwerks begonnen werden. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2011 geplant. Dann solle die ausschließlich mit Stroh aus dem regionalen Getreideanbau befeuerte Anlage eine Bruttostromleistung von 10,2 Megawatt erbringen, sagt Knieper. Die Nettostromleistung von neun Megawatt werde in das öffentliche Netz eingespeist, während die Prozesswärme und der Hochtemperaturdampf in einer benachbarten Stärkefabrik genutzt würden.
Das hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplungskonzept wird durch ein Nahwärmenetz zur Versorgung von Liegenschaften in der Gemeinde Emlichheim ergänzt, wie der Experte erläutert. Damit können bei einer Primärenergieausnutzung von etwa 90 Prozent CO2-Emissionen in Höhe von rund 89.500 Tonnen pro Jahr vermieden werden.
(dapd / Torsten Hansen)
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