Japanische Lebensmittel: Spätfolgen noch lange nachweisbar
Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima ist die Verunsicherung über japanische Lebensmittel in Deutschland groß. Ist die Spezialität Sushi, die sich hierzulande zu einem echten Mode-Essen entwickelt hat, gesundheitlich unbedenklich? Welche Nahrungsmittel werden eigentlich importiert? Und wie belastet sind sie? Auffällig ist: Es sind die gleichen Fragen wie nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl vor 25 Jahren.
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) gibt Entwarnung.
Die Reaktorkatastrophe in Japan habe bislang "keine Auswirkungen im Lebensmittelbereich", sagte die Ministerin. Es gebe weder eine erhöhte Belastung bei Lebensmitteln in Deutschland, noch Hinweise darauf, "dass möglicherweise verstrahlte Lebensmittel auf dem Weg nach Deutschland sind", sagte Aigner.
Derzeit bestünden praktisch keine Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern. Schon vor dem Erdbeben hätten Einfuhren aus Japan nur 0,1 Prozent aller Importe im Bereich Land- und Ernährungswirtschaft ausgemacht. Deutschland importiert aus Japan hauptsächlich Würzsoßen (1.500 Tonnen), Wein (361 Tonnen), Tee und Mate (232 Tonnen) sowie Backwaren (527 Tonnen) im Gesamtwert von rund 33 Millionen Euro, sagt das Bundesverbraucherministerium.
Nur 60 Tonnen Fisch aus Japan
Fischwaren spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Im vergangenen Jahr habe Deutschland 900.000 Tonnen Fisch importiert, sagte der Sprecher des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI), Michael Welling in Braunschweig. Das Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, gehört zum Geschäftsbereich des Verbraucherministeriums. Welling: "Nur 60 Tonnen davon kamen aus Japan." Dem Institut zufolge sei zwar zu erwarten, dass radioaktive Stoffe wie Cäsium in den Pazifischen Ozean gelangen könnten. Diese würden aber sehr schnell im Wasser verdünnt.
Unabhängig von der Katastrophe in Japan sind strahlenbelastete Lebensmittel in Deutschland schon seit 25 Jahren ein Thema - seit der Katastrophe von Tschernobyl. Beim Super-GAU in dem ukrainischen Atomkraftwerk im Jahr 1986 wurde radioaktives Cäsium-137 freigesetzt, das mit dem Ostwind auch nach Deutschland gelangt war.
Tschernobyl-Folgen noch heute messbar
Die radioaktive Tschernobyl-Strahlung ist in deutschen Lebensmitteln selbst zweieinhalb Jahrzehnte später noch messbar. Vor allem Waldpilze und Wildfleisch seien immer noch stärker belastet als landwirtschaftliche Erzeugnisse, sagte Welling. Was in Deutschland in den Handel gelange, liege jedoch "im grünen Bereich".
Dem Institut zufolge wurden auch die Fischbestände in Ost- und Nordsee belastet. Dabei sei die Ostsee wegen der geografischen Lage und des langsameren Wasseraustauschs stärker betroffen als die Nordsee. Ein Grund zur Beunruhigung bestehe aber nicht: "Die Werte liegen messbar unterhalb einer gesundheitlichen Gefährdung", sagte Welling.
(Jan Mohnhaupt / dapd)













